Künstliche Intelligenz in der Badplanung
Künstliche Intelligenz (KI) kann die Badmodernisierung unterstützen. Angefangen über das automatische Aufmaß und die Erkennung von Objekten bis hin zu Bädern, die eine KI geplant hat. Fabian Weiss hat sich damit auseinandergesetzt.
Künstliche Intelligenz ist zum Dauer-Gesprächsthema geworden. Tatsächlich gibt es bereits beeindruckende Anwendungen, die heute schon echten Mehrwert bieten. Zukunftsforscher und Technologieexperten sagen, dass keine Branche ohne KI auskommen und praktisch jeder Lebensbereich davon betroffen sein wird, mancher mehr und mancher weniger stark. Grund genug, sich den aktuellen Stand in der Sanitärbranche anzuschauen, speziell im Bereich Badezimmermodernisierung.
Bei der Nutzung künstlicher Intelligenz kann man grob zwei Bereiche unterscheiden: Analytische KI-Anwendungen analysieren einen Sach-verhalt. Zum Beispiel können sie herausfinden, ob auf einem Foto ein Pferd oder ein Zebra zu sehen ist. Generative KI-Anwendungen erschaffen Inhalte neu. Zum Beispiel kann ChatGPT auf Wunsch ein komplettes Gedicht zum 70. Geburtstag der Mutter schreiben.
Das ist immersight
Auf der ISH 2013 stellte sich Immersight das erste Mal in der Sanitärbranche vor und präsentierte mit der Raumbrille die erste echte VR-Brille, um Badplanun-gen real zu begehen. 2015 wurde mit dem 3D-Show-room die weltweit erste Software für virtuelle Bad-ausstellungen vorgestellt. Schon 2018, nur 5 Jahre nach der Gründung, begannen die Forschungen zum Thema kunstliche Intelligenz. Beim KI-Innovations-wettbewerb des Landes Baden-Wurttemberg 2021 wurde Immersight ausgezeichnet. Aus zahlreichen Bewerbungen wurde das KI-Vorhaben „KISS“ (KI-ba-sierte Unterstützung zur kollaborativen Sanierung von SHK-Anlagen) von der Jury ausgesucht und damit die weitere Entwicklung unterstützt. Der 3D-Workroom und seine Funktionen werden in einer eigens hierfür eingerichteten Webinarreihe im deutschsprachigen Raum allen Bau- und Handwerksbetrieben vorgestellt. Termine und Anmeldung dazu:
Wann plant KI alleine ein Bad?
Eine Badplanung wird von einem Fachmann er-stellt, der diese Sanierung dann auch ausführen wird. Es geht um mehr als nur die Optik – sondern um korrekte Geometrien und Optimierung.
Und genau hier zeigen die Versuche von immersight, was in den nächsten Versionen anders gemacht werden muss. Aktuell erstellt die Kl keine Badplanung im klassischen Sinn, sondern direkt ein Rendering eines Badezimmers. Dieses ist nur auf die optische Darstellung ausgerichtet, also das Design. Geometrien und Maße werden nicht berücksichtigt und vor allem: Es ist keine Planung und kann deshalb nicht verändert werden. Eine so gestaltete Kl kann immer nur mit Wünschen gefüttert werden und liefert als Ergebnis ein Badezimmer. Diesen Prozess kann man so oft wiederholen, wie man möchte, aber er beginnt immer von vorne und liefert immer neue, überraschende Varianten.
Langfristig werden Kls bei der Badplanung auf jeden Fall eine Rolle spielen. Ob als Ideengeber, als Grobplaner oder sogar als Komplettplanungssystem, das wird sich aber erst in den nächsten Jahren zeigen. Hierfür wird sicherlich noch einiges an Arbeit und Zeit investiert werden müssen. Aber klar ist: Mit der KI ist das Ende der klassischen 3D-Badplanung eingeleitet. Zukünftig wird die KI Bäder automatisch planen können. Besonders für die Hersteller von Sanitärobjekten ist es wichtig, mit passenden Daten präsent zu sein, sonst plant die KI deren Produkte nicht mehr in die Bäder ein. Denn: Die Zukunft der Badplanung hat zur ISH 2023 begonnen.
Räume werden optisch automatisch erfasst
Auch die verschiedenen Phasen einer Badsanierung lassen sich in diese zwei Bereiche unterteilen. Zu Beginn steht die Bestandsaufnahme. Der Handwerker oder Badberater besucht den Endkunden und schaut sich das aktuelle Badezimmer an. Hierbei nimmt er ein Aufmaß vor. Welche Raumgröße ist vorhanden, wie viele Fenster und wie groß, Abstände von Türen und Fenstern zu Wänden, Anschlüsse u.s.w., kurzum: Er erfasst den Raum und analysiert die wichtigen Parameter, welche eindeutig identifizierbar sind. Und genau an dieser Stelle kommt die erste Kl-Anwendung von Immersight ins Spiel – die automatische Raumerfassung. Hierfür wurde eine KI erschaffen, welche die Raumdimensionen eines Badezimmers digital erfassen kann.
Alles, was der Nutzer hierfür tun muss, ist, das alte Badezimmer mit einer 360-Grad-Kamera zu fotografieren. Bereits über 500 SHK-Fachbetriebe arbeiten mittlerweile mit dem System. Die Kamera kann innerhalb von einer Minute aufgebaut werden und macht mit einem Knopfdruck ein komplettes Raumbild, rundum in 360 Grad. Nachdem die Aufnahme in die sogenannte Workroom-Cloud hochgeladen ist, wird sie in 3D konvertiert und kann dann innerhalb von 30 Sekunden durch die Kl automatisch ausgemessen werden. Das funktioniert nicht nur bei Badezimmern, sondern auch in Heizräumen und Kellerräumen.
Zum klassischen Aufmaß von Badezimmern zählt die Erfassung der Raumgrößen (m2 der Boden- und Wandflächen). Aber auch bestimme bauliche Bedingungen oder sogar Materialien sind unter Umständen eine wichtige Information für die Projektplanung. Aus diesem Grunde hat immersight eine weitere Kl erschaffen, welche Sanitärobjekte erkennen kann. Somit wird es möglich, diese Objekte zu identifizieren und zu lokalisieren (wo im Raum befindet sich das Objekt). Hierbei ist es wichtig, dass die KI auf alle Objekte, die in einem Badezimmer vorkommen können, trainiert wird. Also auch Steckdosen, obwohl diese ins Gewerk Elektro fallen. An diesem Beispiel erkennt man schnell, dass KI-Anwendungen immer einen Anwendungsbezug haben müssen, um vollständige und korrekte Ergebnisse zu liefern. Genau aus diesem Grund hat man sich bei dem Anbieter ganz dem Thema Bad und Heizraum verschrieben, und deshalb werden die Kl-Anwendungen für diese Anwendungsfälle optimiert.
Nächster Schritt: Objekterkennung
In einem nächsten Schritt wird Immersight die beiden KIs für Raumerfassung und Objekterkennung kombinieren und dann ein vollständiges Raumaufmaß anbieten können, welches auch die Abstände der Objekte im Raum ermittelt, also zB. wie weit das Fenster von der Wand entfernt ist. Selbstverständlich stellt sich dann auch schon die Frage, wie mit diesen Daten weitergearbeitet werden kann – sprich: eine Schnittstelle zur Badplanungssoftware. Hierfür wird das automatisch erstellte 3D-Aufmaß als BIM (Building Information Modelling) exportiert, es ist dann von jeder modernen BIM-Software lesbar. Zwar ist BIM im Bereich Badplanung noch nicht etabliert, allerdings werden alle wichtigen Badplanungsprogramme BIM bald unterstützen. Anbieter wie etwa Visoft sind dabei, man kann bereits testweise BIM-Dateien importieren. Sobald die KIs von Immersight, die BIM-Schnittstelle und der Import bei Visoft implementiert sind, steht die erste Scan2BIM-Lösung für Badezimmer-Aufmaß und Planung zur Verfügung, welche vollautomatisch mittels künstlicher Intelligenz eine Badplanung ermöglicht.
Darüber hinaus forscht Immersight auch an einer generativen Kl, welche eigenständig Badezimmer anhand von Vorgaben in 3D planen kann.
Erste frühe Ergebnisse wurden auf der ISH 2023 vorgeführt. Hierzu wird der Kl einfach mitgeteilt, welche Ausstattung oder Farbe das Badezimmer haben soll, und nach ca. 1 Minute liefert sie den geplanten Raum. Die Ergebnisse scheinen auf den ersten Blick beeindruckend und als wäre das System bald produktiv nutzbar, jedoch muss hier kritisch beurteilt werden, was man mit den Ergebnissen wirklich anfangen kann.
Dieser Artikel ist in der SBZ erschienen, hier geht es zum ursprünglichen Artikel.